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SO oder so?

Der Sonntag als freier Tag ermöglicht es, dem Laufrad der alltäglichen Hektik zu entkommen. Er ermöglicht einen gemeinsamen Rhythmus für soziales Leben. In den letzten Jahren wurde jedoch diese »Schutzzone Sonntag« immer wieder bedroht. Durch verkaufsoffene Sonntage und verlängerte Arbeits- und Ladenöffnungszeiten in einer immer globalisierteren Welt. Für sich genommen werden diese einzelnen Sonderregelungen oft nicht als gravierend erlebt.

Zusammen höhlen sie den Sonntagsschutz immer mehr aus. Damit entstehen neue soziale und gesellschaftliche Probleme einer zunehmend entsnychronisierten Gesellschaft. Ziel der Kirchen, die sich in der Allianz für den freien Sonntag engagieren ist es, den Sonntag politisch zu schützen. Denn auch eine moderne Gesellschaft, braucht geschichtliche, kulturelle, soziale und religiöse Rituale und vor allem dafür: gemeinsam freie Zeit.

Der Sonntag ist nicht für alle in Europa ein Ruhetag

Von Phillipp Saure, epd

Mit einem Aktionstag hat sich die Europäische Sonntagsallianz für den arbeitsfreien Sonntag eingesetzt. Das Netzwerk, dem Kirchen, Gewerkschaften und Sozialverbände angehören, will damit Gesundheit, Sicherheit und Würde der Arbeitnehmer sowie das Familienleben stärken. Tatsächlich sieht es bei der Sonntagsarbeit unterschiedlich aus - der Evangelische Pressedienst (epd) gibt Beispiele aus ganz Europa.

EU

Die EU-Grundrechtecharta sieht in Artikel 31 für alle Arbeitnehmer wöchentliche Ruhezeiten vor. Speziellere Regeln finden sich in der Arbeitszeit-Richtlinie, die pro Woche eine "kontinuierliche Mindestruhezeit von 24 Stunden" festsetzt. Eine frühere Fassung des EU-Gesetzes hatte noch den Sonntag als Standard-Ruhetag vorgesehen, das wurde aber vom Europäischen Gerichtshof gekippt. Im Schnitt gaben laut Eurostat 13 Prozent aller Arbeitnehmer in den 28 EU-Staaten für 2015 an, sonntags für gewöhnlich zu arbeiten. Mindestens einen Sonntag pro Monat arbeiteten 2015 der EU-Agentur Eurofound zufolge 30 Prozent der Befragten.

DEUTSCHLAND

In Deutschland ist die Sonntagsruhe durch Artikel 140 des Grundgesetzes geschützt, der wiederum auf die Verfassung der Weimarer Republik verweist. Demnach dient der Sonntag "der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung". Allerdings definiert das Arbeitszeitgesetz Ausnahmen. Generell sind das Arbeiten, die nicht an Werktagen erledigt werden können. Dazu zählt das Bundesarbeitsministerium aktuell etwa die Tätigkeit von Ärzten, Feuerwehrleuten und Verkehrsbediensteten sowie von Gastronomen, Journalisten und Kirchenmitarbeitern. Über die Sonntagsruhe wachen die Aufsichtsbehörden der Bundesländer. Dem Handel dürfen die Ämter erlauben, an bis zu zehn Sonn- und Feiertagen Mitarbeiter zu beschäftigen, erklärt das Ministerium. Dem europäischen Statistikamt Eurostat gaben 13,4 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland 2015 an, für gewöhnlich sonntags zu arbeiten.

FRANKREICH

In Frankreich erlaubt das Gesetz Geschäften, an zwölf Sonntagen im Jahr zu öffnen, heißt es beim Gewerkschaftsdachverband UNI Global Union in Brüssel, der sich auf Daten von Ende 2015 stützt. Angestellte könnten aber nicht zur Sonntagsarbeit verpflichtet werden und müssten doppelten Lohn bekommen. Noch weitergehende Ausnahmen gibt es demnach für Läden in Touristengebieten. Laut Eurostat waren 12,5 Prozent der Arbeitnehmer in Frankreich 2015 (nicht nur im Handel) normalerweise sonntags bei der Arbeit.

SPANIEN

In der Hauptstadt Madrid gilt die liberalste Regelung, wonach sich jedes Geschäft die Zahl der Arbeits-Sonntage selbst aussuchen kann. Ansonsten werde die Zahl von den Regionen bestimmt und variiere zwischen acht und 15 Sonntagen im Jahr, erklärt UNI Global Union, wiederum mit Blick auf 2015. Die Eurostat-Quote für Sonntagsarbeit bei Arbeitnehmern lag in Spanien 2015 bei 16 Prozent. 

GROSSBRITANNIEN

In Großbritannien gibt es den Gewerkschaftern (Stand Ende 2015) zufolge fast überhaupt keine Begrenzung der Sonntagsarbeit in Geschäften. Über den nationalen Mindestlohn hinaus müsse es auch keine spezielle Vergütung geben. Laut Eurostat waren in Großbritannien 2015 sogar 17,9 Prozent der Arbeitnehmer regelmäßig mit Sonntagsdienst beschäftigt. Dieser Spitzenwert wurde in der EU nur noch von den Niederlanden (18,4 Prozent) und der Slowakei (20,9 Prozent) übertroffen.

SCHWEDEN

In Schweden gibt es laut UNI Global Union und dem Handelsverband EuroCommerce keine gesetzliche Arbeitszeitregelung für den Sonntag. Meist werde sie durch Kollektivverträge vereinbart, geben die Gewerkschafter an. Diese sehen erhöhteVergütungen bis zur Verdoppelung der Löhne für Sonntagsarbeit vor. Eurostat verzeichnete in dem skandinavischen Land für 2015, dass 13 Prozent Arbeitnehmer immer wieder Sonntagsarbeit leisteten.

POLEN

Sonntags einkaufen zu gehen, ist in Polen nicht mehr angesagt. Nach dem Sejm stimmte auch die zweite Parlamentskammer, der Senat, im März 2017 für die Abschaffung des Sonntags-Shoppings in drei Schritten. Seit diesem Zeitpunkt dürfen Einkaufszentren und Supermärkte nur noch am ersten und letzten Sonntag im Monat aufmachen, ab Januar 2019 nur noch am letzten.

Von 2020 an müssen sie sonntags geschlossen bleiben - mit Ausnahme der zwei Sonntage vor Weihnachten, des Sonntags vor Ostern und jeweils der letzten Sonntage im Januar, April, Juni und September. Zudem dürfen Geschäfte an Heiligabend und Karsamstag nur noch bis 14 Uhr öffnen. Der Senat beschloss das von ihm leicht veränderte Gesetz mit 62 gegen 22 Stimmen. Besonders Polens Shopping-Malls sind bislang am Sonntag gut besucht. Nur an gesetzlichen Feiertagen müssen sie - ebenso wie Supermärkte - geschlossen bleiben.

Der katholischen Kirche in Polen geht die beschlossene Einschränkung für Sonntagsverkäufe nicht weit genug. Sie sei ein "Schritt in die richtige Richtung", aber für die Kirche "nicht zufriedenstellend", sagte der Erzbischof von Kattowitz, Wiktor Skworz. Jeder Sonntag solle ein arbeitsfreier Tag sein.

Die Gewerkschaft Solidarnosc hatte 2016 mit Unterstützung der Kirche mehr als eine halbe Million Unterschriften für ein sofortiges, fast völliges Verbot des Sonntagshandels gesammelt. Auf Grundlage der Volksinitiative der Gewerkschaft schrieb die rechtskonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) das Ladenschlussgesetz, machte allerdings einige Abstriche bei der Sonntagsruhe.

Der Absatz zu Polen basiert auf einem Artikel von katholisch.de ! Wir danken für die Veröffentlichung.

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Hauptsache „GeSOnntheit“

Den freien Sonntag gibt es auf Rezept. Eine nachahmenswerte Aktion der 'Allianz für den freien Sonntag' in der Region Starkenburg.

Von Berndt Biewendt, Öffentlichkeitsbeautragter Evang. Dekanat Bergstraße

Der Trend zur 24-Stunden-Gesellschaft hat ihren Preis. Sonntagsarbeit kann der körperlichen und seelischen Gesundheit schaden.

„Sonntagsarbeit kann ein Risikofaktor für die Gesundheit sein“, sagt Michael Vollmer, Arbeitsmediziner und Präses der Dekanatssynode Vorderer Odenwald. Studien belegten, dass Beschäftigte, die mindestens einen Sonntag im Monat arbeiten müssen, häufiger Gesundheitsprobleme hätten als der Durchschnitt aller Befragten. „Der Trend des permanenten Arbeitenmüssens hat Folgen für die Gesundheit und belastet Familien“, betont Vollmer.

Ein freier Mittwoch ist kein freier Sonntag

Ein gemeinsamer freier Sonntag sei die Zeit für gesundheitsfördernde und sportliche Aktivitäten, so Vollmer. Ein befragter Arbeiter bringe es auf den Punkt: „Ein freier Mittwoch ist kein freier Sonntag.“ Der arbeitsfreie Sonntag stelle zudem eine durch Tradition und Religion normierte Struktur der Woche dar. Regelmäßige Unterbrechung der Arbeit, Ruhe und gemeinsame Zeit für Beziehungspflege seien für die seelische Gesundheit unerlässlich.

Sonntag auf Rezept

Unter dem Motto „Hauptsache GeSonntheit“ hatte die 'Allianz für den freien Sonntag' in der Region Starkenburg, zu deren Gründungsmitgliedern die evangelischen und katholischen Dekanate sowie die Gewerkschaft ver.di gehören, ein besonderes Rezept erstellt. Es verschreibt die Sonntagsruhe. Dazu gibt es ein Tütchen Trockenfrüchte. Auf der Verpackung steht die Aufschrift „Die Allianz für den freien Sonntag wünscht „GeSonntheit!“

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Da leg's Dich nieder

Das Evangelische Dekanat Bergstraße verleiht Sonntagsschützern und solche, die es werden wollen, bis zu 20 Liegestühle mit der Aufschrift „Sonntag – ein Geschenk des Himmels.“ Sie können für Aktionen, Gemeindefeste oder andere Veranstaltungen genutzt werden.

Die Ausleihe ist kostenlos. Einzige Bedingung: die Liegestühle müssen in Heppenheim abgeholt und (möglichst unbeschädigt) wieder zurückgebracht werden.

So machte es sich auch eine Delegation von der Moravian Church in Süd-Tansania, mit der das Evangelische Dekanat Bergstraße partnerschaftlich verbunden ist, in den Sonntags-Liegestühlen bequem.


Kontakt

Ev. Dekanat Bergstraße
Berndt Biewendt
Ludwigstr.13
64646 Heppenheim
Tel.: 06252 / 673331

oeffentlichkeitsarbeit@haus-der-kirche.de

 

 

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Unsere Zeit steht unter der Zusage,
dass mitten im Dunkel der Welt Hoffnung aufscheint.

(Ulrike Scherf)

Ulrike Scherf

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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